Warum Girls Club genau der Film ist, den wir jetzt brauchen
Wird ‚fesch‘ endlich etabliert? Gerade rechtzeitig zur Lancierung des Girls-Club-Musicals am Broadway, erklärt HADLEY FREEMAN, warum dieser Highschool-Film auch Frauen von heute etwas bedeutet.
Jedes Jahrzehnt werden wir mit einem einmaligen amerikanischen Highschool-Film beglückt, der nach und nach zu einem festen Bestandteil unserer Popkultur wird: von …denn sie wissen nicht, was sie tun in den 50ern und Grease in den 70ern über Breakfast Club – Der Frühstücksclub in den 80ern bis hin zu Clueless – Was sonst! in den 90ern. Obwohl die meisten von uns wohl nie einen Fuß in eine amerikanische Highschool gesetzt haben werden, symbolisiert diese Kulisse für viele von uns das Gefühl ewiger Jugend, so wie der Wilde Westen damals ein Signum grenzenloser Möglichkeiten war. Und ähnlich wie der Wilde Westen, ist auch das moderne Highschool-Leben durch strikte Regeln und unantastbare Hierarchien definiert. Kein Film veranschaulicht dies besser als Girls Club aus dem Jahr 2004, der bisher beste Highschool-Film des 21. Jahrhunderts und der wohl richtungsweisendste aller Zeiten. Das Wissen, dass wir uns demnächst eine Broadway-Produktion des Popkulturphänomens anschauen dürfen, ruft eine einzige Reaktion in uns hervor: Hüpf rein, Loser, wir fliegen nach New York!
„Das Einzigartige an Tina Feys Drehbuch für Girls Club ist, dass es sich der Realität annahm, ohne die Charaktere zu überziehen
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„Das ist so fesch!“; „Ich bin keine herkömmliche Mom, ich bin eine coole Mom!“; „Gretchen, hör’ endlich auf, ‚fesch‘ etablieren zu wollen!“ Ich muss zugeben, dass wohl keine Woche vergeht, in der ich meine Freunde nicht mit Zitaten aus dem Film nerve. Ich kann mich nicht an einen anderen Film aus diesem Jahrzehnt entsinnen, der so eine treue Fangemeinde hat wie Girls Club. Sogar der Titel des Films ist inzwischen zum weltweiten Begriff geworden: Als Ivanka Trump mit ihrer blonden Stiefschwester Tiffany und Kellyanne Conway, die Beraterin des US-Präsidenten, bei Donald Trumps Amtseinführung fotografiert wurde, nannte ein Nachrichtensprecher das Trio die „Mean Girls“ der Politik (der Originaltitel des Films) – und natürlich wusste jeder sofort, was gemeint war: eine Riege an aalglatten, künstlichen und identisch aussehenden Frauen. Meine Freundinnen und ich – und ich muss gestehen, wir sind inzwischen alle in unseren Dreißigern und Vierzigern – bezeichnen weibliche Prominente oft als „Regina George“ und beziehen uns darauf auf Rachel McAdams’ arglistige Filmfigur.
Natürlich gibt es inzwischen unzählige Filme, die sich mit dem Thema der Highschool-Cliquen auseinandersetzen, doch das Einzigartige an Tina Feys Drehbuch für Girls Club ist, dass es sich der Realität annahm, ohne die Charaktere zu überziehen – nein, diese Girls gibt es in Wirklichkeit. Es bedarf keiner Überspitzung.
„Das Herzstück des Films handelt von dem Zusammenhalt unter Frauen – ein Thema, mit dem wir uns heute ganz besonders auseinandersetzen sollten
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Der Film basiert auf dem im Jahr 2002 erschienenen Buch Queen Bees & Wannabes, doch Fey ließ ihrer Kreativität bei der Umsetzung freien Lauf. Die damals am Zenit ihrer Berühmtheit angekommene Lindsay Lohan spielt Cady, eine Außenseiterin, die ihre neuen Mitschüler aus einem anthropologischen Blickwinkel betrachtet und beschreibt. Cadys Beobachtungen sind beißend, subtil und überraschend weise. In meiner Lieblingsszene stehen die sogennanten Plastics (McAdams, Amanda Seyfried und Lacey Chabert) vor dem Spiegel und zählen auf, was ihnen an ihren Körpern nicht gefällt.
Im Gegensatz zu anderen Highschool-Filmen versteht Girls Club, wie vergänglich Cliquen sein können, da sich Teenager natürlich durch mehr als nur einen überspitzten Charakterzug auszeichnen. Während sich Highschool-Filme vergangener Dekaden mit dem Thema der Existenzangst außereinandersetzten (die Filme von John Hughes beispielsweise) oder aber beleuchteten, wie die „Popular Kids“ von ihren Mitschülern geradezu vergöttert werden (Clueless), zeigt Girls Club perfekt auf, wie verunsichert die meisten Mädchen im Teeangeralter wirklich sind. Der für mich interessanteste Charakter ist Reginas schreckliche Mutter, die es sich zum Lebensziel gesetzt hat, eine „coole Mom“ zu sein. Komödiantin Amy Poehler spielt die Rolle wunderbar – sie ist skurril, ohne dabei in Slapstick abzudriften. Und was möchte Tina Fey uns damit sagen? Wenn Teenager ohne eine moralische Richtschnur aufwachsen, ist es kein Wunder, dass sie nicht wissen, wie man seine Mitmenschen behandeln soll – und auf einmal haben wir Mitleid mit Regina.
Ich denke, dass sich Girls Club aus genau diesem Grund von ähnlichen Filmen unterscheidet: Obwohl einige der Charaktere auf den ersten Blick wie Stereotypen erscheinen mögen, zeichnen sie sich schlussendlich doch durch einen gewissen Tiefgang und Einfühlungsvermögen aus. Sie sind im Endeffekt mehr als eindimensionale Archetypen. Das Herzstück des Films handelt von dem Zusammenhalt unter Frauen – ein Thema, mit dem wir uns heute ganz besonders auseinandersetzen sollten. Im derzeitigen politischen Klima ist es nicht einfach, eine Frau zu sein – genau aus diesem Grund ist es so wichtig, dass wir einander unterstützen. Und das ist doch wahrlich eine Botschaft, die man als „fesch“ bezeichnen kann.
Mean Girls (englischer Originaltitel) wird ab dem 12. März am Broadway erscheinen.
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