Garderoben-Insights: Alexa Chung
Sie ist das britische Model, die Moderatorin, Autorin und Designerin, die 2017 ihr gleichnamiges Label erfolgreich ins Leben gerufen hat. Hier verrät die Co-Moderatorin der Netflix-Serie Next in Fashion, ALEXA CHUNG, ihre Stilgeheimnisse und spricht mit MEGAN LOGUE darüber, sich selbst treu zu bleiben, gegen die Moderegeln zu verstoßen und zu lernen, „Nein“ zu sagen…
Vor etwas mehr als drei Jahren machte Model, Moderatorin und Autorin Alexa Chung ihrem Ruf als Multitalent alle Ehre, indem sie ihre erste eigene, gleichnamige Modelinie lancierte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Chung dieses neue Kapitel in ihrer Karriere begann und sich als Kreativdirektorin bewies. Bereits im Kindesalter, aufgewachsen auf dem Land in England, war Chung von Mode fasziniert und vollkommen eingenommen. „Meine ausgeprägte Leidenschaft für Fashion machte sich früh bemerkbar, als ich den Look meiner Schuluniform, meines Ballett-Outfits sowie der Reitausrüstung mehr als ernst und in die eigenen Hände nahm“, verrät sie. Den Entschluss, Modejournalistin zu werden, verkündete sie ihren Lehrern bereits während der High School und merkt gleichzeitig und wahrlich selbstironisch an, dass es „keine Karriereberatung für ‚Professionelles It-Girl‘ gebe.
Auch wenn die 36-Jährige nach wie vor bescheiden bleibt, hat sie zweifelsohne einen einschlägigen Einfluss auf die Modewelt ausgeübt. Vor zehn Jahren wurde sie zum ersten Mal mit dem British Style Award des British Fashion Council ausgezeichnet, eine Ehrung für eine
„eine Person, die die Kultur der britischen Mode verkörpert und eine internationale Botschafterin für Großbritannien als führendes kreatives Zentrum der Fashion-Industrie ist.“ Ein Preis, der von der Öffentlichkeit vergeben wird und den Alexa Chung erneut in den Jahren 2011 und 2012 entgegengenommen hat. Kein Wunder, immerhin war sie nicht nur die Inspiration für unzählige ikonische Modetrends, sondern hat mit ihren Kollaborationen im Laufe der Jahre für den Ausverkauf diverser Capsule-Kollektionen gesorgt.
Ihr Gespür für neue, aufstrebende Talente brachte ihr Anfang dieses Jahres die Moderatorenrolle der Netflix-Serie Next in Fashion an der Seite von Tan France ein. Die perfekte Rolle für eine Frau, die mit den unzähligen Herausforderungen, vor denen Designer heute stehen, nur allzu vertraut ist. „Die meisten sprechen erst gar nicht darüber, wieviel Stress ein eigenes Label mit sich bringt. Man befasst sich nicht nur mit hübscher Kleidung, sondern mit Finanzierungsplänen, Rechnungen, Buchhaltung und den richtigen Materialien. Ein ziemlich aufregender und langer Weg, den man gehen muss.“ Lesen Sie weiter, um mehr über die Karriere und Stilgeheimnisse der Modeikone zu erfahren…
Gehen Sie Ihren eigenen Weg
„Das Experimentieren mit verschiedenen Jobs und Rollen definiert dieses Millennium und Berufsbilder verlieren immer mehr ihren stereotypen und festgelegten Charakter. Als Designerin ist meine Erfahrung als Moderatorin tatsächlich ein großer Vorteil, insbesondere wenn es um Sales und Marketing geht. Ich habe mich schon immer wohl vor der Kamera gefühlt, und es macht mir Spaß zu modeln, über mein Label zu sprechen oder Videos für meinen YouTube-Kanal zu produzieren. Ich habe sehr lange über die Gründung meines eigenen Labels nachgedacht, bis ich den Schritt letztendlich gewagt habe. Die Finanzierung von ALEXACHUNG hatte ich ungefähr drei Jahre vor der Gründung der Brand sicher, aber ich wollte warten, bis ich reif und erfahren genug war, um die Verantwortung zu übernehmen ein eigenes Unternehmen zu leiten. Mir war bewusst, dass die geschäftliche Seite kein Zuckerschlecken sein würde, ich wusste nur nicht, wie schwierig es sein würde. Natürlich hat es mir stets geschmeichelt, als Muse betrachtet zu werden, doch bei meinem Label geht es um mehr als nur um die Herstellung von Kleidung unter meinem eigenen Namen. Es ging mir auch darum, meine eigene Identität zurückzugewinnen, die im Laufe der Zeit von vielen anderen Menschen und Unternehmen benutzt worden war. Und das fühlt sich gut an.“
„Ich erkannte bald, dass ich meinem Instinkt folgen und Kollektionen kreieren musste, die ich wirklich mochte und tragen wollte, anstatt zu versuchen, andere Menschen zu beeindrucken
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Selbstbestätigung und Selbstwert
„Auch wenn sich heute kaum noch jemand daran erinnert, weil die Menschen inzwischen viel offener geworden sind, so herrschte doch vor einigen Jahren eine regelrechte Abneigung gegen Modelabels, die von Stars und Berühmtheiten gegründet wurden. Legitimität und Herkunftsnachweise mussten erbracht werden; Kanye West war sogar Praktikant bei Fendi, bevor er sein eigenes Label Yeezy überhaupt gründete. Am Anfang richtete sich meine Brand noch zu sehr danach, was die Außenwelt von mir erwartete. Ich war überzeugt davon, dass die Leute erwarteten, dass ich das neue Prada oder Gucci bin, aber ich war mein härtester Kritiker. Ich erkannte bald, dass ich meinem Instinkt folgen und Kollektionen kreieren musste, die ich wirklich mochte und tragen wollte, anstatt zu versuchen, andere Menschen zu beeindrucken. Ich bin so stolz auf mein Label und auf alles, was wir erreicht haben, doch es war ein harter Weg dorthin zu gelangen, wo wir jetzt stehen.“
Trauen Sie sich, „Nein“ zu sagen
„Bevor ich mein Label ins Leben rief, fiel es mir nicht sonderlich schwer „Nein“ zu Interviews oder Events auf dem roten Teppich sagen. Ich sah mich stets als Einzelkämpferin und sämtliche Entscheidungen galten mir und meinem Image. Doch als ich mein Unternehmen finanzieren musste und schließlich mit all diesen talentierten Menschen zusammenarbeitete, fiel mir das immer schwerer. Ich glaube, ich kam mir wie eine Betrügerin vor, was den kreativen Arbeitsprozess zusätzlich erschwerte. Kulturell gesehen, haben Frauen die Tendenz sich anzupassen und haben Angst davor, anderen vor den Kopf zu stoßen. Es gibt jedoch immer eine freundliche Art und Weise „Nein“ zu sagen und das respektieren andere auch. Erst als ich dieses Gefühl überwunden hatte, habe ich wirklich an das geglaubt, was wir geschaffen haben.“
„Bei meinem Stil geht es darum, das Richtige zur falschen Zeit zu tragen. Gerne kombiniere ich ein Cocktail-Kleid zu flachen Schuhen oder eine Jogginghose zu High Heels
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Missachten Sie die Regeln
„Mode soll Spaß machen! Ich habe keinen typischen Office-Look. Ich verbringe die Hälfte meiner Zeit im Büro und probiere ständig neue Looks aus, die wir gerade entwerfen. Bei meinem Stil geht es darum, das Richtige zur falschen Zeit zu tragen. Gerne kombiniere ich ein Cocktail-Kleid zu flachen Schuhen oder eine Jogginghose zu High Heels. Mit meinen Outfits drücke ich meine Persönlichkeit und meine Stimmung aus. Wenn ich mich nicht sonderlich selbstbewusst fühle, nehme ich etwas aus meinem Kleiderschrank, das das beheben kann. Es geht darum, auf den Moment zu reagieren. Ich habe früh gelernt, dass die Art und Weise, wie Sie sich kleiden, einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Menschen von Ihnen hat. Ob Sie Mode mögen oder nicht, wenn Sie mit Kleidung experimentieren, können Sie mit Ihrer Identität spielen.“
Nehmen Sie einen Standpunkt ein
„Ich liebe Designer, die Geschichten durch ihre Kleidung erzählen, aber dennoch etwas Tragbares schaffen, so wie Simone Rocha. Mit ALEXACHUNG bin ich immer bestrebt, zeitlose Klassiker zu kreieren. Wenn ich also andere Labels trage, genieße ich es, mit ein wenig Fantasie zu spielen. Unsere H/W20-Kollektion Suburban Punk ist von der BBC-Sitcom The Good Life aus dem Jahr 1970 sowie von Punkmusik inspiriert. Es geht um die Zweiteilung zwischen einer jüngeren Generation, die in diese Bewegung verwickelt ist, in der es um wütende Musik, Proteste und DIY-Kultur geht, und einer Generation, die nur ein paar Jahre älter ist und sich für ein gemütliches, ruhiges Vorstadtleben entschieden hat. Ich wollte den Mittelweg zwischen totaler Anarchie und völliger Ruhe finden. Ich kann es kaum erwarten, unsere Lederhose zu tragen – sie ist viel praktischer als sie auf den ersten Blick erscheint. Ich weiß, wenn der Winter hereinbricht, werde ich sie genauso oft tragen wie meine Jeans. Mit unserem Minirock mit sexy Seitenschlitz werde ich auch dem Office-Look einen unerwarteten Touch verleihen.“
„Da ich im Grunde immer in zeitlose Klassiker investiere, behalte ich meine Kleidungsstücke für viele Jahre. Mir gefallen zeitlos schöne Designs, die ich in jeder Saison ganz einfach neu kombinieren kann
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Das perfekte Finish
„Da ich im Grunde immer in zeitlose Klassiker investiere, behalte ich meine Kleidungsstücke für viele Jahre. Ich habe eine Lederjacke, die ich bereits seit zehn Jahren trage. Mir gefallen zeitlos schöne Designs, die ich in jeder Saison ganz einfach neu kombinieren kann. Im Moment habe ich ein Faible für grobe Ketten und sämtliche Accessoires von Bottega Veneta – die Schuhe und Handtaschen sind ein Traum! Was meine Beautyroutine betrifft, so hängt das von der Tagesordnung und meiner Stimmung ab. Ich trage normalerweise kein Make-up, wenn ich zur Arbeit gehe – ich schlafe morgens lieber länger. Wenn ich jedoch ein Meeting habe oder mit Freunden ausgehe, schminke ich mich ein bisschen. Ich stehe derzeit total auf Terrakotta-Nuancen und appliziere sehr gerne Rouge und Lidschatten in neutralen warmen Tönen und verleihe meinem Look mit dem pfirsichfarbenen Lipgloss von Code8 ein glänzendes Finish. An anderen Tagen trage ich vielleicht ein wenig Glitzerlidschatten im Alltag auf, während ich für eine Party dann wieder kein Make-up trage und dafür nur eine aufsehenerregende Frisur style. Es ist alles eine Frage der Balance…“