Exklusiv aus der Printausgabe: Julianne Moore über Sex und Stärke
Klug, aufgeweckt und sich selbst treu – JULIANNE MOORE ist Hollywoodstar, Indie-Heldin und Modeikone. Die Schauspielerin erzählt CHRISTINE LENNON offen, warum sie es leid ist, über das Alter zu reden, warum es in Ordnung ist, nicht die ganze Zeit stark zu sein, und warum man nie zu alt ist, um sexy zu sein. Fotos CAMILLA ÅKRANS. Styling CATHY KASTERINE
Es ist 9 Uhr morgens auf der stylishen Terrasse des charmanten Sunset Tower Hotel in West Hollywood und Julianne Moore, die entspannt in einem Paar flauschigen Rick Owens Birkenstocks, Levi’s Jeans, einem schwarzen Baumwolltop und einem hellen Strohhut daherkommt und mich Sekunden zuvor mit „Hi, ich bin Julie“ begrüßte, möchte sich an einen Tisch im Inneren setzen. Die Terrasse mit atemberaubendem Blick über die Stadt ist normalerweise ein Hotspot in Los Angeles, aber nicht so für Moore. „Ich kann einfach nichts sehen“, sagt sie lachend und schützt dabei ihre Augen vor dem Morgenlicht, das vom rosa-weißen Fliesenboden reflektiert wird.
Die für den Film Still Alice mit dem Academy Award ausgezeichnete Schauspielerin (57) ist für ihre helle Haut, hellgrünen Augen und ihr rotes Haar bekannt und empfindet das Frühstück im Freien inmitten des heißen südkalifornischen Sommers als Herausforderung. Außerdem steht sie später im sonnigen Topanga Canyon für PORTER vor der Kamera der Fotografin Camilla Åkrans. „Ich habe schon mal mit Camilla gearbeitet, also weiß sie, dass ich Sonnenblenden und Filter brauche, wenn sie will, dass ich meine Augen öffne.“
Julie ist Mutter der 16-jährigen Liv (sie besucht momentan eine Mädchen-Highschool in Manhattan, wo die Familie lebt) und ihres 20-jährigen Sohns Cal (er spielt Basketball am College in North Carolina). Das Auffälligste an ihr ist, dass man ihr ihr Alter nicht ansieht. Sie ist zierlich, schlank und hat eine sanfte Stimme, sodass man sich, um sie richtig zu hören, konzentrieren und manchmal sogar zu ihr herüberlehnen muss. Sie lacht viel und von Herzen. Man sieht es ihr im ganzen Gesicht an. Sie möchte, dass sich ihre Mitmenschen in ihrer Anwesenheit wohlfühlen – das gilt auch für den äußerst aufmerksamen Kellner, der Moores Tasse nach fast jedem Schluck auffüllt. Sie trägt einen goldenen Ear Cuff am Ohr und ihren Hals ziert ein schwarzes Band mit einem goldenen Anhänger. Ihre Haare trägt sie zu einem tiefen Dutt gebunden. Die Schauspielerin sieht mindestens 15 Jahre jünger aus und kommt dem Freizeit-Look einer stylishen Mutter aus West Village weitaus näher.
Ihr Stil und ihre zurückhaltende Art erklärt ihre unzähligen Zeitschriften-Cover und ihre Anziehung auf die Modebranche. Sie war das Gesicht einer Kampagne für Bulgari, besucht regelmäßig die Runway-Shows und Partys von Nicolas Ghesquière für Louis Vuitton und ist Stammgast bei Chanel. Karl Lagerfeld buchte sie für seine H/W15 Couture-Show; eine stilsichere Roulette-Inszenierung an der Seite von Kristen Stewart und Lara Stone. Außerdem führt sie eine besondere Beziehung zu Tom Ford, der ihr eine Hauptrolle in seinem, von Kritikern gelobten, Filmdebüt A Single Man gab. Der Designer bezeichnet sie oft als seine einzige Muse. Bei seiner exklusiven Comeback-Show in New York im September 2010 waren nur 100 Gäste anwesend. Moore lief zusammen mit einer Gruppe von Freundinnen und Musen, darunter Beyoncé, Marisa Berenson, Lauren Hutton, Rachel Feinstein, Natalia Vodianova, Stella Tennant und Rita Wilson. In seiner Hommage an sie im Time Magazin schrieb er: „…sie steht für etwas sehr Seltenes: ein echtes Strahlen und eine Lebensfreude, die im Film festgehalten werden kann. Das ist der Unterschied zwischen einer Schauspielerin und einem Star.“
„Seit ich 30 war spreche ich über das Altern. Vielleicht geht es weniger um das Altern an sich, sondern darum, dass wir Frauen in den Fünfzigern und Sechzigern mit anderen Augen sehen müssen und ihnen die Erlaubnis geben, sexuelle Wesen zu sein
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Also, was ist ihr Geheimnis? Von Natur aus cool, jugendlich und immer sexy: Moore gehört in Hollywood keinesfalls zu den alten Hasen. Und das aus gutem Grund. Mit ihrer natürlichen Haltung wird sofort klar, dass sie für Rollen, die „dem Alter entsprechend“ sind, nicht in Frage kommt. Gleichermaßen gilt sie als jung genug, um die Charaktere reizvoller und begehrenswerter Frauen darzustellen. In Maggies Plan spielte sie 2015 überzeugend die fiktive Liebesrivalin ihrer Filmpartnerin, die 20 Jahre jüngere Schauspielerin Greta Gerwig. Und ja, ihre Frisur, ihr Make-up und auch ihre Outfits sind modern, doch es steckt weitaus mehr dahinter. Moore versprüht von Natur aus jugendliches Flair. Als ich vorsichtig zu ihr sage, dass Sexappeal nichts mit dem Alter zu tun hat, unterbricht sie mich: „Oh, mein Gott! Seit ich 30 war spreche ich über das Altern“, sagt sie lachend. „Können wir bitte einfach nur leben? Wir werden alle älter, auch Kinder. So ist das Leben nun mal, und wir müssen akzeptieren, dass es einen Anfang, eine Mitte und ein Ende gibt. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es einen Zeitrahmen gibt. Das müssen wir uns bewusstmachen.“ Dabei klingt sie weniger zynisch als ihre Wortwahl vermuten lässt. „Vielleicht geht es weniger um das Altern an sich, sondern darum, dass wir Frauen in den Fünfzigern und Sechzigern mit anderen Augen sehen müssen“, sagt sie. „Ihnen die Erlaubnis zu geben, sexuelle Wesen zu sein.“ Diesen Winter ist Moore als sexueller Freigeist in Sebastián Lelios Gloria zu sehen. „Gloria war für mich sehr interessant, weil es um eine Frau in ihren Fünfzigern geht, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Ich möchte eine Person dieses Geschlechts und in dieser Altersgruppe als zentrale Figur in ihrer eigenen Geschichte sehen.“
Dennoch kann man ihre Frustration nachvollziehen. Seit 28 Jahren wird Moore gefragt, wie es sich anfühlt, als Schauspielerin älter zu werden, besonders in einer Zeit, in der man denkt, dass die Erfolgschancen von Frauen mit zunehmendem Alter abnehmen. Etwas das, um ehrlich zu sein, nicht spurlos an Moore vorbeigeht. Sie hat ihr ganzes Leben lang hart für ihre Karriere gearbeitet. Sie spielte in mehr als 65 Filmen mit, erhielt vier Oscar-Nominierungen und die bereits erwähnte Auszeichnung für ihre Rolle in Still Alice (2014), ein Film über eine Professorin, die gegen Alzheimer kämpft. Die meisten ihrer Rollen waren bemerkenswert, nicht wegen dem Alter der Protagonistin, sondern wegen ihrer Intelligenz, politischen Kühnheit sowie oft ausgeprägter Sexualität und Schönheit.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an ihre Rolle als extravagante Künstlerin Maude mit einem strengen 90er-Bob und einer Affinität zur Nacktheit in The Big Lebowski, ein Film der Coen-Brüder, oder an Paul Thomas Andersons Boogie Nights, wo sie die koksende Pornodarstellerin Amber Waves spielt. Für ihn stand sie in Magnolia als Drogenabhängige erneut vor der Kamera. Sie brillierte auch in ihrer Rolle als Lesbe im Drama The Kids Are All Right unter der Regie von Lisa Cholodenko. In ihrer jüngsten Filmrolle, der Adaption von Ann Patchetts meistverkauftem Roman Bel Canto unter der Regie von Paul Weitz, verwandelt sie sich in eine berühmte amerikanische Opernsängerin, die als Geisel gefangen gehalten wird. Der bekannte Sopranist Renée Fleming übernimmt den Gesang, aber Moore musste lernen, diesen zu imitieren, indem sie die außerordentliche Haltung einer Sängerin annahm. „Wenn man genau hinsieht, merkt man den Unterscheid“, sagt sie. „Der Klang entsteht im ganzen Körper wie bei einem Instrument.“ Neben Gloria stehen für sie auch die Dreharbeiten von The Woman in the Window unter der Regie von Joe Wright an der Seite von Amy Adams bevor.
„Als es mit #MeToo begann, sagte ein älterer Herr zu mir: ‚Ich bin wirklich besorgt, dass deshalb keine Frauen mehr angestellt werden.‘ Das machte mich wahnsinnig. Ich sagte: ‚Wissen Sie was? Wir stellen uns einfach alle gegenseitig ein!‘
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Der Kampf, präsent zu bleiben, ist Moore vertraut und fasziniert sie. Erschütternder Realismus ist ihr Ding, was ironisch ist, wenn man bedenkt, dass sie ihre Karriere in ihren frühen Zwanzigern als Frannie Hughes in der amerikanischen Fernsehserie Jung und Leidenschaftlich – Wie das Leben so spielt begann. „Ich habe auch einige Off-Broadway-Shows, Theaterstücke und Fernsehfilme gemacht“, sagt sie. „Ich ging zum Vorsprechen für Filme, aber habe sie einfach nicht bekommen und dachte, meine Karriere wäre wohl vorbei. Und plötzlich klappte es mit alternativen Filmproduktionen.“
Die unabhängige Filmbranche veränderte ihr Leben. In den frühen 1990er-Jahren über den Zeitraum von einem Jahr wurde Moore von Robert Altman (Short Cuts), Todd Haynes (Safe) und Louis Malle (Vanya auf der 42. Straße) für Rollen besetzt. Einige Jahre später traf sie ihren zukünftigen Mann, den Autor und Regisseur Bart Freundlich, am Set des Budget-Films Das Familiengeheimnis. „Es kamen zeitgleich drei alternative Filme mit mir heraus und plötzlich hat sich meine Karriere um 180 Grad gedreht“, sagt sie. „Es war verrückt. Heute denke ich an damals zurück und denke: ‚Wow! Ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist.‘“
Damals entdeckte Moore ihre Vorliebe für ungewöhnliche Charaktere. Zwar spielte sie in großen Filmen, wie Vergessene Welt: Jurassic Park, aber die Figuren, mit denen Moore sich am ehesten identifizieren kann, sind oft zu seltsam oder zu kompliziert für Blockbuster. Man muss sie nicht mögen. „Ich möchte nur, dass sie menschlich sind“, sagt sie. „Es ist lustig, denn im Moment gibt es neben dem Gespräch über das Altern auch eine Diskussion zum Thema starke Frauen. Und ich frage mich: ‚Warum wird das von allen Frauen erwartet?‘ Mir ist es egal, was die Leute sind. Einige sind stärker als andere und manche Menschen erreichen ihre Ziele, während andere es nicht tun. Menschen sind Menschen. Jeder verdient es, gehört zu werden, egal wie stark wir sind.“
Auch frustriert es Moore, dass Frauen über 50 auf dem Bildschirm oft anachronistisch und stereotypisch dargestellt werden – oft sind sie kaum mehr als eine Mutter oder stille Unterstützerin. „Wenn jede fünfzigjährige Frau, die Sie im Film oder Fernsehen sehen, in den Raum kommt und sagt: ‚Ich bin so froh, dass du vom College zurück bist!‘ und dann geht, fragt man sich: ‚Wer ist das?‘. Ich kenne niemanden, der so ist.“ Moore lässt sich nicht in den Schatten stellen. Letztes Jahr, als die #MeToo-Bewegung wie ein Sturm über die Entertainment-Branche hineinbrach und die schlimmsten Sexualstraftäter angeprangert wurden, wollte sie sich beteiligen und bot ihre Unterstützung an. Als 38 Frauen, darunter die Schauspielerinnen Selma Blair und Rachel McAdams, den Filmemacher James Toback (er schrieb den Film Bugsy mit Warren Beatty und Annette Bening, der 1992 mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde und für zehn Oscars nominiert war. In seinem neuesten Film The Private Life of a Modern Woman ist Sienna Miller zu sehen) für sein Verhalten zur Verantwortung zogen, versuchte man einige von ihnen zu diskreditieren. Nicht so Moore, die eine Geschichte über Toback vorlegte, wie er sich ihr in New York auf der Straße zweimal näherte, als sie in den Zwanzigern war (die Zahl der Frauen, die Toback wegen sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt haben, lag bis Januar 2018 bei 395). „Eines Tages hielt er mich an und sagte: ‚Entschuldigung! Ich bin Filmemacher. Bist du eine Schauspielerin? Ich caste gerade für einen Film. Ich würde mich freuen, wenn du für mich vorsprechen würdest.‘ Ich sagte: ‚Nein, das möchte ich nicht.‘ Und er machte weiter und sagte: ‚Nein, ich will nur, dass du in meine Wohnung kommst und vorliest.‘ Zuerst bist du natürlich eine junge Schauspielerin und denkst: ‚Ist das wirklich ein Vorsprechen?‘ Und dann wird einem langsam klar, worum es geht.“
„Wenn ich nicht versuche, meine Tochter zu schützen, indem ich mich darum bemühe, die Dinge in diesem Land zu verändern, verhalte ich mich unverantwortlich. Wir sind nicht frei, wenn wir uns in unseren Schulen, in der Kirche, im Shoppingcenter oder im Kino nicht sicher fühlen können. Das ist auch nicht im Sinne der Konstitution
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Wenn man Moore zuhört, wie sie über Geschlechterrollen am Arbeitsplatz und über ihre Beziehungen zu Frauen spricht, sowohl über die fiktiven Filmfigurenals auch über diejenigen, mit denen sie im wirklichen Leben Zeit verbringt (ihre engsten Freunde würden nicht in der Branche arbeiten), ist das gleichermaßen inspirierend und erschreckend. „Als es mit #MeToo begann, sagte ein älterer Herr zu mir: ‚Ich bin wirklich besorgt, dass deshalb keine Frauen mehr angestellt werden.‘ Das machte mich wahnsinnig. Ich sagte: ‚Wissen Sie was? Wir stellen uns einfach alle gegenseitig ein.‘“ Noch bevor der aktuelle Machtwechsel in Hollywood international Schlagzeilen machte, nahm sie im Stillen kleine Veränderungen in ihrem Leben vor. „Ich wollte, dass Frauen präsenter sind.“ Obwohl ihr Publizist und Agent beides Männer sind, besteht der Großteil ihres restlichen Teams heute aus Frauen. Und nachdem sie in einem Magazin über die rein weibliche Investment-Firma Ellevest gelesen hatte, transferierte sie ihr Geld in deren Fond. „Ich habe mich einfach danach gefühlt. Wenn man herumsitzt und darauf wartet, dass die Dinge einfach so passieren, passiert nichts. Wir müssen jeden Tag Entscheidungen treffen. Dann funktioniert es auch.“
Moores Alltag (die Kinder zur Schule fahren, dreimal die Woche Yoga am Morgen, Mittagessen mit Freunden und arbeitsbedingte Anrufe am Nachmittag) ist fast ausschließlich von Frauen geprägt. „Es gibt Tage, an denen die einzigen Männer, mit denen ich zu tun habe, mein Mann und mein Sohn sind“, sagt sie und bemerkt, wie seltsam es immer noch ist, dass Vorstandsetagen, bestimmte Arbeitsumgebungen und auch die Besetzungen von Filmen, nach wie vor von Männern dominiert sind. „Es gibt so viele Frauen da draußen. Ich weiß nicht, was für eine Welt es wäre, wenn es keine Frauen gäbe.“
Moore spricht mit dem Fokus und der Leidenschaft einer Aktivistin, sowohl über die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz als auch über strengere Waffengesetze in den USA. Als Organisatorin von „Everytown for Gun Safety“ und „Moms Demand Action“ macht sie sich ihren Ruf in Hollywood zunutze. Moores Tochter Liv war zehn Jahre alt, als der Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School in Newtown, Conneticut, 2012 passierte. Es hat sie bis aufs Mark schockiert. „Ich erinnere mich noch an das genaue Datum. Es war der 14. Dezember“, sagt sie. Moore hatte Liv an diesem Tag mit zu sich auf die Arbeit genommen. Als die Nachricht kam, versuchte sie, sie davor zu schützen. Später in dieser Nacht, als die Familie ihren Weihnachtsbaum schmückte, beschloss Moore, das Geschehen zu erwähnen. Es stellt sich heraus, dass Liv bereits davon wusste. „Und da wurde mir klar, dass ich sie nicht schützen kann, wenn ich die Nachrichten für mich behalte. Das wäre unverantwortlich. Wenn ich nicht versuche, sie und andere Kinder zu schützen, indem ich mich darum bemühe, die Dinge in diesem Land zu verändern, verhalte ich mich unverantwortlich. Da fing ich an, mich gegen Waffengewalt und für Veränderung einzusetzen.“
Ihr Engagement für die Sache kommt in der Art und Weise zum Ausdruck, wie sie spricht – sie ist entschlossen, fokussiert, informiert und inspirierend. Um die Verbreitung von „Everytown“ zu unterstützen, rekrutierte Moore einige Freunde aus der Modebranche, darunter die Designer Cynthia Rowley, Rachel Zoe, Tom Ford und Christian Siriano, die ihren Einfluss in der Kreativbranche dazu nutzen, um mit der Presse zu sprechen, an Versammlungen teilzunehmen und bei Gesetzgebungen unterstützend mitzuwirken. Als jemand, die in einer Familie mit Militärhintergrund (ihr Vater war ein Richter für die Armee und ihre Mutter eine Sozialarbeiterin) aufwuchs, lebte sie an verschiedenen Orten in den USA und verbrachte einige Jahre ihrer Teenagerzeit in Deutschland. Sie ist daran gewöhnt, von Menschen umgeben zu sein, die Waffen für die Jagd besitzen und verantwortlich damit umgehen. Sie hat das Gefühl, sie habe das Recht und das Wissen, ihre Meinung zu sagen. „Wir sind nicht frei, wenn wir uns in unseren Schulen, in der Kirche, im Shoppingcenter oder im Kino nicht sicher fühlen können“, sagt sie. „Das ist auch nicht im Sinne der Konstitution. Es geht um Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. Wer sich von dieser Verantwortung eingeschüchtert fühlt, sollte sich daran erinnern, dass niemand alleine ist. Wir sind alle daran beteiligt.“
Moore mag über ihre Politik offen sprechen, aber sie hat nicht vor, in die Fußstapfen von Cynthia Nixon zu treten und für ein Amt zu kandidieren. „Ich denke, das ist eine Berufung“, sagt sie. „Und meine ist es nicht.“ Das mag daran liegen, dass Moore ihr Familienleben extrem privat hält und Privates nicht mit Politik vermischt. Aber im Gegensatz zu vielen in ihrer Position gibt es einen Bereich ihres Lebens, den sie gerne mit der Öffentlichkeit teilt – ihr Zuhause. Ihr schickes und modernes Townhouse in Manhattan war bereits auf den Seiten einer Vielzahl von Magazinen zu sehen. „Inneneinrichtung ist mein wahres Hobby. Man lernt, was man mag, wenn man Dinge ausprobiert“, sagt sie. „Ich sage meinen Freunden immer, dass es ein teures Hobby ist, weil man so viele Fehler macht und diese wieder beheben muss.“ Eines Tages, so hofft sie, möchte sie ein Haus von Grund auf bauen. „Nichts Großes. Etwas Modernes.“
„Es geht nicht darum, jung zu bleiben. Es geht darum, am Leben aktiv teilzunehmen. Da wir eine begrenzte Zeit auf der Erde haben, versuchen wir, uns zu engagieren bis wir sterben. Das ist alles, was wir haben
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Reisen ist eine weitere Leidenschaft von Moore. Sie und Freundlich sind auf dem Weg nach Südindien, um Szenen für After the Wedding (basierend auf dem gleichnamigen dänischen Oscar-Film von 2006) zu drehen. Inszeniert und geschrieben von Freundlich in Zusammenarbeit mit Susanne Bier (die das Originaldrehbuch geschrieben hat), spielt Moore darin an der Seite von Michelle Williams. Es sind diese gemeinsamen Projekte, die zeigen, dass Moore ihre Ehe mit Freundlich, der 10 Jahre jünger ist als sie, und ihre Familie zur Priorität gemacht hat. Sie hat sich dazu entschieden, ausschließlich in den Sommerferien weg von zuhause zu arbeiten und ihre Familie nach Möglichkeit mitzunehmen. Das Paar ist seit 22 Jahren zusammen, hat aber erst 2003 geheiratet, nachdem ihre zwei Kinder zur Welt kamen. Moore, die ein lilafarbenes Etuikleid von Prada zur Zeremonie in West Village trug, sagt, dass ihre Therapeutin sie dazu bewegt habe, wegen der gemeinsamen Kinder zu heiraten. „Die Therapeutin sagte, dass die Ehe die Familie zusammenhält, und das machte für mich Sinn“, sagte sie in einem Interview mit The Guardian im Jahr 2011. „Ich schätze, es geht darum, jemanden zu finden, den man mag“, sagt sie. „Ihr müsst beide in das Leben des anderen integriert sein. Wer weiß, warum es funktioniert? Zeit miteinander zu verbringen ist so wichtig.“
Moores Erklärung verdeutlicht, dass es keinen Zaubertrick gibt, um eine Ehe oder eine erfolgreiche Karriere aufrechtzuerhalten, einen authentischen Charakter zu erschaffen, Kinder aufzuziehen oder die Welt zu verändern. Es geht darum, dass man dabei ist. „Es geht um Engagement in deinem Leben, in deiner Beziehung, in der Kultur und in der Welt“, sagt sie und kommt dabei zurück zu einem Thema, über das sie so viel nachgedacht hat, dass man fast nicht glauben kann, dass sie nicht gerne darüber spricht. „Es geht nicht darum, jung zu bleiben. Es geht darum, am Leben aktiv teilzunehmen. Da wir eine begrenzte Zeit auf der Erde haben, versuchen wir, uns zu engagieren bis wir sterben. Das ist alles, was wir haben.“
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