Exklusiv aus dem Printmagazin: Christie Brinkley
Im Alter von 18 Jahren in einer Pariser Postfiliale entdeckt, ziert CHRISTIE BRINKLEY, mittlerweile 64, immer noch die Titelseiten von Sports Illustrated. Es steckt jedoch weitaus mehr hinter der dreifachen Mutter, als man auf den ersten Blick vermuten möchte. MARISA MELTZER spricht mit der versierten Geschäftsfrau darüber, wie diese unentwegt den Erwartungen trotzt.
Vor einigen Jahren reiste Christie Brinkley mit ihrem Sohn Jack nach Bhutan. Die beiden wanderten im Himalaya, bevor sie in die Hauptstadt Thimphu zurückkehrten, wo gerade die öffentliche Krönungsfeier des fünften Drachenkönigs, Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, stattfand. „Es war ein Schauspiel an Farben und Kunst und plötzlich höre ich: ‚Entschuldigen Sie, sind Sie das Uptown Girl?‘ Ich drehe mich um und sehe einen großen Mann, der mich anstarrt. Also sage ich: ‚Wie bitte?‘ und er darauf: ‚Sie sind es! Sie sind das Uptown Girl!‘“ Er war Vorsitzender der Oppositionspartei und ein riesiger Fan. „‚Christie,‘ sagte er zu mir, ‚komm mit, um den König zu treffen.‘“
Natürlich ist Brinkley das originale Uptown Girl, für immer in den Köpfen der Öffentlichkeit verewigt als das verlegen tanzende Supermodel im Musikvideo von Billy Joel (dem Mann, der ihr Ehemann wurde, mit dem sie aber nicht mehr verheiratet ist) aus dem Jahre 1983. Sie war allerdings schon lange vor diesem Zeitpunkt berühmt. Sie begann ihre Modelkarriere in ihren späten Teenagerjahren und ist seitdem auf mindestens 500 Titelseiten von Zeitschriften erschienen – darunter ihre berühmtesten Cover als Swimsuit Girl der Sports Illustrated, als welches sie drei Jahre in Folge mit hoch geschnittenen Bikinis und Badeanzügen, die auch heute noch am Strand nicht unmodisch erscheinen würden, abgebildet wurde. Zuletzt war sie im Jahr 2016 auf der Titelseite der Zeitschrift zu sehen – zusammen mit ihren Töchtern Alexa Ray Joel (das einzige Kind aus ihrer Ehe mit Billy Joel), jetzt 32 Jahre alt, und Sailor Brinkley Cook, 19 Jahre, aus ihrer Ehe mit dem Architekten Peter Cook.
Es war eine Art von Rückkehr, obwohl Brinkley nie ganz aus dem Rampenlicht verschwunden ist. Für rekordverdächtige 25 Jahre war sie das Gesicht der Kosmetiklinie von CoverGirl sowie regelmäßige Darstellerin in der Sitcom „Parks and Recreation“ als heiße Ehefrau des unscheinbaren Jerry. Ihr Buch mit Beauty-Geheimnissen, „Timeless Beauty“, war ein Bestseller und wurde dieses Jahr als Taschenbuch veröffentlicht. Ihre Kosmetiklinie, Christie Brinkley Authentic Skincare, wurde im vergangenen Jahr auf Make-up ausgeweitet. Und dann gibt es noch ihre eigene Bio-Prosecco-Marke (einschließlich einer zuckerfreien Variante) mit dem Namen Bellissima, die sich als eine der am schnellsten aufsteigenden Marken von Prosecco in Amerika etabliert.
Mit ihren 64 Jahren ist sie unverkennbar, sitzt in der Bibliothek des eleganten Lowell Hotel in New York und ist – man könnte fast neidisch werden – heute noch so bezaubernd wie in ihren Zwanzigern, mit ihren strahlend blauen, mandelförmigen Augen und ihrem Markenzeichen, den langen blonden Haaren und dem Pony; ein Look, bei dem sie ihre gesamte Karriere lang geblieben ist. Geht man von den zahlreichen Blicken der vornehmen Damen und der Geschäftsmänner aus, die in teuer aussehenden Anzügen zu Mittag essen, so erzeugt ihre Anwesenheit immer noch Aufregung. Gleichzeitig scheint sie so an das Dasein als Ikone gewöhnt zu sein, dass es für sie das Normalste der Welt ist.
„Damals gab es dieses Klischee, dass Models nur Kleiderbügel sind. Ich habe gelernt, das zu meinem Vorteil zu nutzen… ich bin nach Washington gereist, um vor einer Anhörung eines Unterausschusses des Senats zum Thema Kernkraftwerke zu sprechen
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Sie hat uns einen Platz vor dem Kamin reserviert und kennt den irischen Maître offensichtlich von ihren wiederholten Besuchen. Das Hotel war ihr zweites Zuhause – sie lebt in den Hamptons – als sie im Jahr 2012 in Chicago am Broadway aufgetreten ist. Sie bestellt Pfefferminztee mit Honig und ein gegrilltes Käsesandwich. Als ihr gesagt wird, dass das gegrillte Käsesandwich Brie und Apfel enthält, ändert sie ihre Meinung. „Ah natürlich, es ist etwas Ausgefallenes,“ trällert sie und rümpft ihre leicht nach innen gekrümmte Nase. Stattdessen bestellt sie sich eine Pizza mit Tomaten, Kapern und Rucola. Sie trägt einen Tweed-Zweireiher von Calvin Klein, einem ihrer Lieblingsdesigner, und obwohl sie mädchenhaft erscheint, hat sie auch etwas von einer Businessfrau. Man kann sich leicht von ihrer herzlichen und quirligen Fassade verzaubern lassen, aber ihr wirkliches Ich scheint meinungsstark, kulturell unersättlich und stark zu sein.
Brinkley wird für das typische kalifornische Mädchen gehalten, hat ihr Leben aber in Michigan begonnen. Ihre Eltern, Marjorie Bowling und Herbert Hudson, ließen sich kurz nach ihrem Umzug nach Los Angeles scheiden und ihre Mutter heiratete den erfolgreichen Fernsehautor Don Brinkley, der sowohl Christie als auch ihren Bruder Gregory adoptierte. Die Familie lebte in Malibu und die Kinder liebten es, kleine Shows für ihre Eltern aufzuführen, die ihnen gerne dabei zusahen. Brinkley baute eine besonders enge Bindung zu ihrem Adoptivvater auf. „Ich bin abends zu dem Geräusch der Schreibmaschine meines Vaters eingeschlafen und das wirkte sehr beruhigend auf mich,“ erzählt sie. „Ich habe es geliebt, mit ihm im Laden bei den Studios zu Mittag zu essen, weil ich alle in ihrer Bühnenmaske sehen konnte. Mal saß man neben Mel Brooks und am nächsten Tag neben einer Kreatur aus der „Black Lagoon“.“
„Warum solltest du in den Ruhestand gehen? Ich kann mir längere Urlaube vorstellen, aber behalte dir immer einen Fuß in der Tür. Sonst ist das der Zeitpunkt, an dem du alt wirst
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Die begeisterte Frankophile war von ihren Eltern auf das Lycée Français in Los Angeles geschickt worden. Sie las Henry Miller und träumte davon, Salons im Stil von Gertrude Stein zu besuchen und Catherine Deneuve (deren Film „Les Parapluies de Cherbourg“ aus dem Jahr 1964 immer noch ihr Lieblingsfilm ist, was sie demonstriert, indem sie den bekanntesten Song daraus in absolut perfektem Französisch singt) zu treffen. Daher zog sie im Alter von 18 Jahren nach Paris, um Kunst zu studieren. Sie lebte in einem kleinen Mansardenzimmer mit Blick auf die Dächer der Stadt und als ihr Freund (Jean-François Allaux, den sie später in diesem Jahr heiraten und von dem sie sich acht Jahre später scheiden lassen würde) zum französischen Militär eingezogen wurde, besorgte sie sich einen Welpen, der ihr Gesellschaft leisten sollte. Als ihr Hund eines Tages krank wurde, zog sie wie gewöhnlich ihren Trenchcoat an, setzte ihre Baskenmütze auf ging zur örtlichen Postfiliale, um den Tierarzt anzurufen. Ein Mann, der an der Seite stand, rief plötzlich: „Da sind Sie ja endlich! Ich warte hier schon seit Tagen auf Sie.“
Das war ihr großer Durchbruch. Der Mann entpuppte sich als Errol Sawyer, ein Fotograf, der das hübsche amerikanische Mädchen beim Telefonieren gesehen hatte und jeden Tag in der Postfiliale gewartet hatte, in der Hoffnung, sie wiederzusehen. Er brachte sie direkt zu John Casablancas, dem Chef von Elite Model Management. „Als ich dorthin ging, haben zwei junge Fotografen Testfotos für die Agentur geschossen: Mike Reinhardt und Patrick Demarchelier,“ erzählt sie von den beiden weltweit angesehensten Modefotografen, die heute noch arbeiten. „Sie haben mich nach Hause gebracht und sind dann direkt in die Postfiliale gegangen, um Eileen Ford anzurufen von Ford Models.“ Sie erzählten ihr alles über das „Mädchen aus Kalifornien mit der Baskenmütze“, das sie gerade kennengelernt hatten.
Brinkleys Aufstieg war rasant. Sie erinnert sich an Shootings mit Grace Mirabella, Polly Mellen, einer jungen Vogue-Redakteurin namens Vera Wang und die unzähligen Titelseiten der Zeitschrift „Glamour“, die sie geziert hat. Im Jahr 1976 wurde sie für die CoverGirl-Kampagne ausgewählt. Damals waren die Shootings noch ganz anders als heutzutage. „Das waren solche Pedanten. Wenn ein Fussel auf dir war, haben sie ihn abgebürstet. Sie haben auf alles genau geachtet. Jetzt sagt jeder: ‚Das korrigieren wir in der Nachbearbeitung. Mach dir keine Sorgen,‘“ berichtet sie. „Aber ich gehöre zur alten Schule. Ich sage dann: ‚Nein, wenn du das Foto nicht so, wie es ist, veröffentlichen willst, dann nimm es jetzt sofort richtig auf. Du wirst mich nicht in der Nachbearbeitung beleuchten, weil es dieses andere Foto geben wird.‘“
Es war eine völlig andere Zeit für ein Model. „Wir durften unsere Beine nur an den Knöcheln übereinanderschlagen,“ erzählt sie. In der Zeit vor den sozialen Medien erwartete man von Models nicht, dass sie sprechen und schon gar nicht ihre Meinung äußern. „Damals gab es dieses Klischee, dass Models nur Kleiderbügel wären, dass wir diesen Job machen würden, weil wir sonst nichts konnten. Ich habe gelernt, das zu meinem Vorteil zu nutzen. Manchmal bin ich nach Washington gereist, um vor einer Anhörung eines Unterausschusses des Senats zum Thema Kernkraftwerke zu sprechen.“ Den Erwartungen anderer Menschen zu trotzen erklärt in gewisser Weise ihr heutiges unentwegtes Bestreben als Geschäftsfrau.
Plötzlich werden wir von einer Einkäuferin mit Taschen von Barneys unterbrochen. „Hallo Carolina!“ grüßt Brinkley sie. „Ich habe die Sonnenbrille,“ lässt Carolina sie wissen. Woraufhin Brinkley antwortet: „Ich habe die Sachen anprobiert und sie zusammengepackt.“ Sie scheinen in einer Art Kurzform zu sprechen, die von Vertrautheit herrührt. „Weihnachtseinkäufe,“ sagt sie zur Erklärung.
Wenn sie von ihren Unternehmen oder Werbedeals erzählt, wirkt sie ehrlich begeistert. Sie bringt diese im Laufe unserer Unterhaltung auch sehr geschickt zur Sprache. Als ich sie frage, wie sie ihren Körper so rank und schlank hält, gibt sie an, dass sie die Trainingsgeräte von Total Gym, für die sie seit zwei Jahrzehnten wirbt, wirklich nutzt. „Ich nutze sie und es funktioniert, weil sie wirklich gut sind. Und ich sage das nicht zu Werbezwecken. Dehnen und Kräftigen ist das Beste, das man für seinen Körper machen kann. Es hält deine Muskeln lang und schlank und bereit für alles. Wenn du hinfällst, sind sie bereit zu reagieren. Wenn du Skifahren willst, sind sie bereit. Wenn du Radfahren willst, sind sie bereit.“
Sie sagt, dass sie schon immer eine ausgewogene Herangehensweise in Bezug darauf hatte, wie sie ihren Körper behandelt. „Ich versuche gesund zu leben, aber es gibt Tage an denen man einfach etwas anderes haben muss, und danach lebt man wieder gesund weiter,“ erzählt sie. Das ist genau das, was normalerweise keiner glaubt, wenn es jemand sagt, aber Brinkley hat bereits ungefähr die Hälfte ihrer Pizza gegessen, die sie auch aufessen wird, daher klingt es glaubwürdig. „Für mich ist Diät halten ein Verzicht. Also eher nach dem Motto: ‚Oh du armes Ding‘. Stattdessen versuche ich mich darauf zu konzentrieren, warum ich die Notwendigkeit verspüre, dies zu tun. Zum Beispiel der Wunsch, dass mir meine Jeans wieder passen, ohne dass ich mich beim Hinsetzen abschnüre. In meinem Buch erzähle ich, dass ich, wenn ich in Italien bin, nicht zweimal darüber nachdenke, ob ich eine große, saftige Mozzarellakugel esse, weil sie dort so gut ist. Es ist so natürlich und köstlich. Das Leben ist zu kurz.“
Sobald sie ihre Pizza aufgegessen hat, nimmt sie eine Puderdose heraus, frischt ihren Lippenstift auf („wenn du so viel Make-up trägst, musst du deinen Lippenstift nach dem Essen auffrischen“) und merkt dabei an, dass dieser aus ihrer neuen Make-up-Linie stammt. „Der ist schön, oder?“ fragt sie. Was sind ihre Beauty-Geheimnisse, möchte ich von ihr wissen. Sie sagt, dass sie Unmengen davon hat. „Das habe ich alles in meinem Buch „Timeless Beauty“ festgehalten.“
Sie erzählt mir, dass sie eine Talkshow mit Dr. Oz aufgezeichnet hat, in der sie darüber spricht, wie online gefälschte Werbung mit ihrer Person eingesetzt wird, um Produkte zu verkaufen. Ihr Problem dabei ist, dass „Frauen ausgenutzt werden, die mir vertrauen.“ Es ist ein Vertrauen, das sie sehr ernst nimmt. Diese Hingabe und Intensität erstreckt sie auch auf ihre Hobbys. Sie hat in den 1980er Jahren mit dem „Cutting“ begonnen, einem Wettbewerb beim Westernreiten, dessen Ursprung bei den Cowboys liegt, die sich gegenseitig herausforderten, um zu sehen, wer die Rinder schneller zusammentreiben konnte. Brinkley spricht mit breitem, texanischem Akzent, um dies zu unterstreichen. Sie hat für Meisterschaften in Texas trainiert und ist in diesen angetreten. Im ersten Jahr wurde sie Vierte und im Jahr darauf kam sie zurück und gewann.
„Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass wir alle aufwachen und sehen, womit Frauen gezwungenermaßen konfrontiert sind. Die Tatsache, dass wir nicht gleich bezahlt werden. Ich erinnere mich, dass ich beim Gang durch ein Scheidungsgericht ständig den Refrain ‚It’s a man’s world‘ in meinem Kopf hatte
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Brinkley gestikuliert viel, wenn sie spricht, macht Stimmen nach und hat eine aktive, stets geschäftige Ausstrahlung. Wenn sie in ihrer karibischen Heimat in Parrot Cay ist, bearbeitet und baut sie Dinge aus Treibholz und Muscheln. „Ich habe noch nie am Pool gesessen,“ sagt sie scheinbar im Scherz, aber wahrscheinlich auch im Ernst. Zuhause in Bridgehampton gibt es einen alten, majestätischen Baum, der vor Kurzem gefällt wurde und in ihrer Garage auf sie wartet, um in Möbel verwandelt zu werden. Die Menschen in Bridgehampton sind daran gewöhnt. „Ach, das ist Christie. Sie rettet einen Baum,“ lacht sie.
„So ist es mit meinem Job, so etwas wie Routine gibt es nicht. Ich habe immer noch stets einen offenen Koffer in meinem Haus. Zu achtundneunzig Prozent der Zeit ist das eines der Dinge, das ich daran liebe. Hin und wieder sage ich mir, es wäre so schön, einfach zu wissen, was ich mache,“ erzählt sie. „Einer meiner Freunde hat heute erst darüber gesprochen, in den Ruhestand zu gehen und ich meinte: ‚Oh mein Gott, in Ruhestand gehen? Mach das nicht. Warum solltest du in Ruhestand gehen? Ich kann mir längere Urlaube vorstellen, aber behalte dir immer einen Fuß in der Tür.‘“ Sie grinst wie ein Honigkuchenpferd und klimpert mit den Wimpern. „Sonst ist das der Zeitpunkt, an dem du alt wirst.“
Sie ist aufgeregt, weil sie gerade dabei ist, sich ein Appartement in Downtown Manhattan zu kaufen. Ihr erstes in der Stadt und in der Nähe ihrer drei Kinder. Zurzeit ist sie Single (ihr letzter Freund war John Mellencamp, der jetzt wieder mit seiner Ex Meg Ryan zusammen ist). Vielleicht wird es eine Art Junggesellinnenbude, um die nächste Phase ihres Liebeslebens einzuläuten? (Sie war insgesamt viermal verheiratet: zuerst mit Jean-François Allaux; gefolgt von einer neunjährigen Ehe mit Billy Joel – er ging mit Elle Macpherson aus, als sie sich das erste Mal trafen und hatte das australische Supermodel ursprünglich als sein „Uptown Girl“ vorgesehen; danach folgte eine kurze, einjährige Ehe mit Bauunternehmer Richard Taubman, Vater ihres Sohnes Jack, 22; und zuletzt für 12 Jahre mit Architekt Peter Cook, mit dem sie ihre Tochter Sailor hat.) „Ich hatte schon seit Monaten kein Date mehr,“ erzählt sie. „Sailor hat Raya ausprobiert,“ die Elite-Dating-App, bei der man gründlich geprüft wird, um sie nutzen zu können und auf deren Warteliste angeblich Hunderttausende stehen. „Sie hatte ein Match mit einer berühmten Persönlichkeit und fand es unglaublich komisch, daher hat sie mir davon berichtet.“ Woraufhin Brinkley ihrer Tochter erzählte: „Oh mein Gott, das ist wirklich witzig, weil er auch mein Match war. Sie erwiderte: ‚Komm schon Mom. So etwas kannst du doch nicht machen.‘ Ich darauf: ‚Warum nicht? Wenn sich hier doch alle treffen.‘“
Sie zieht ihre Töchter und ihren Sohn als Feministen auf. Ein Wort, das sie ohne zu zögern aufgreift. „Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass wir alle aufwachen und sehen, womit Frauen gezwungenermaßen konfrontiert sind. Die Tatsache, dass wir nicht gleich bezahlt werden. Ich erinnere mich, dass ich beim Gang durch ein Scheidungsgericht ständig den Refrain ‚It’s a man’s world‘ in meinem Kopf hatte,“ sagt sie. Sie hat das Gefühl, dass die derzeitigen Belästigungsvorwürfe, welche die Welt der Politik, Medien und Mode erschüttert haben, eine dringend notwendige Korrektur darstellen. „Es ist schrecklich, das Ausmaß dieser Problematik zu sehen, aber es ist auch wirklich großartig, dass diese Abrechnung stattfindet und dass Frauen sich gegenseitig unterstützen. Es ist das Thema der Stunde, das derzeit im Interesse der Medien steht, aber dies wird nicht allzu lange anhalten, weil die Menschen einfach wie immer weitermachen werden,“ sagt sie. „Ich meine damit, wenn man ein derartiges Verhalten bei seinem Ehepartner oder seiner Ehepartnerin entdeckt – dies kommt überall im Land vor, wissen Sie? Wir sprechen hier natürlich nur ganz im Allgemeinen,“ sagt sie und zwinkert bedeutungsvoll. Damit bezieht sie sich zweifellos auf ihre Scheidung von Ehemann Peter Cook im Jahr 2008, bei der viel schmutzige Wäsche gewaschen wurde und Cooks Affäre mit einer 18-Jährigen publik gemacht wurde.
Sie ist in einer angriffslustigen Stimmung und sagt verschwörerisch: „Ich habe genug davon, diskret zu sein.“ Sie sagt mir, dass sie eine Geschichte über den derzeitigen Präsidenten der Vereinigten Staaten erzählen kann. Ihre Wege haben sich im Laufe der Jahre oftmals gekreuzt. „Ich habe mit ihm zu Abend gegessen,“ berichtet sie. „Ich habe ihn schon immer schmierig gefunden. Er vermittelt den Eindruck, als wolle er sagen: ,Achtung, teilt das Meer, die Reichen kommen, alles ist aus Gold, aus 24-karätigem Massivgold, das Beste, das Größte, niemand hat mehr Gold im Haus als ich. Haben Sie eine Bürste mitgebracht? Lasst sie uns vergolden!‘“ Brinkleys Trump-Imitation ist nicht schlecht. Dann rückt sie etwas näher heran. „Eines Tages war ich im Plaza Hotel. Mein Telefon klingelt und dieser Typ sagt: ‚Hey Christie, hier spricht The Donald.‘ Ich antworte: ‚Hi Billy‘, weil ich zu der Zeit mit Billy Joel ausgegangen bin. Aber die Stimme sagt: ‚Nein nein. Hier spricht The Donald!‘ Also sage ich: ‚Was ist los?‘ Und er darauf: ‚Ich habe gehört, dass du morgen nach Aspen reist. Ich auch. Ich würde dich gerne in meinem Privatjet mitnehmen.‘ Daraufhin antworte ich: ‚Vielen Dank, aber ich habe meine Flüge bereits gebucht.‘ ‚Dann storniere sie!‘ war seine Antwort und ich darauf: ‚Nein, vielen Dank. Ich reise mit Freunden.‘ Ich wusste, dass er verheiratet war und trotzdem versuchte er, mit mir zu flirten und mich auf eine Reise in seinem Flugzeug einzuladen. Er war darauf aus, Frauen zu erobern.“ Der Vorfall, auf den sie sich bezieht, ereignete sich ungefähr zu der Zeit, als Trump Marla Maples in Aspen traf, die seine Geliebte und später seine zweite Frau wurde.
Ist sie bei ihren eigenen Shootings je auf schlechtes Benehmen gestoßen? „Ich war mir dieser Problematik nicht so bewusst,“ sagt sie stirnrunzelnd. „Man erzählte, dass Mädchen auf Yachten geschickt wurden. Ich erhielt einmal ein Jobangebot, als ich in Paris war. Man sagte mir: ‚Wir haben ein Flugticket für dich. Du wirst nach Nizza fliegen und dort auf einen sehr netten, sehr wichtigen Mann treffen, der dich in ein Geschäft mitnimmt, um wunderschöne Kleider zu kaufen. Und dann gehst du auf eine Party auf einem Schiff. Dieses Schiff wird voller sehr, sehr wichtiger Leute sein. Du musst einfach sehr nett zu allen auf diesem Schiff sein. Es wird deiner Karriere sehr zugute kommen.‘“ Ihre Antwort war höflich, aber entschieden. „Ich sagte: ‚Ok, ich bin naiv. Ich bin hier gerade erst aus Malibu Beach angekommen, aber ich habe kein gutes Gefühl dabei, also muss ich leider passen.‘ Und sie haben so etwas nie wieder zu mir gesagt.“ Irgendwie habe ich nicht das geringste Problem, dies zu glauben.
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