Model-Porträt: Anna Selezneva
Alter: 27
Nationalität: Russisch
Résumé: Selezneva wurde im Jahr 2007 entdeckt und zog zwei Monate später nach Paris. Das Model arbeitete mit den größten Labels der Branche – unter anderem Balmain, Saint Laurent, Calvin Klein und Versace – und drehte während ihrer über zehnjährigen Karriere zahlreiche Kampagnen und zierte unzählige Zeitschriftencover.
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SEITDEM ICH VERHEIRATET BIN, GEHE ICH DIE DINGE LANGSAMER ANICH LEBE ZWISCHEN PARIS UND MOSKAU. Meine Familie ist in Moskau und ich habe vor zwei Jahren geheiratet und mein Mann lebt ebenfalls dort. Deshalb gehe ich immer wieder zurück – sonst würde ich in Paris leben. Moskau ist schön, aber das Klima ist ziemlich rau. Paris fühlt sich gemütlicher und sonniger an.
ICH HABE MEINE KINDHEIT FANTASTISCH IN ERINNERUNG, aber wenn ich so zurückblicke, wird mir klar, wie gefährlich es war. Ich bin in Moskau zu einer Zeit geboren und aufgewachsen, als die Sowjetunion zusammenbrach und die Kriminalitätsrate hoch war.
MEIN ERFOLG WAR EINE GROSSE ÜBERRASCHUNG. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass ich mir etwas vom Modeln erhoffte und das ist wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb ich Erfolg hatte. Ich dachte nur, zumindest werde ich Paris sehen, weil ich noch nie zuvor dort war.
VOR EIN PAAR JAHREN HATTE ICH FAST EIN BURNOUT, also nahm ich mir eine Auszeit und nachdem ich ein oder zwei Monate mit meiner Familie in Moskau verbracht hatte, wurde mir klar, dass ich diese gemeinsame Zeit vermisste. Ich liebe das Modeln, aber es ist nicht immer einfach. Wenn du anfängst so viel zu arbeiten und dich dreimal wöchentlich in einem anderen Land wiederfindest, wird es körperlich anstrengend und manchmal lässt sich die körperliche Erschöpfung nicht so leicht von der geistigen Zerschlagenheit trennen.
SEITDEM ICH VERHEIRATET BIN, GEHE ICH DIE DINGE LANGSAMER AN. Jetzt mache ich etwa ein oder vielleicht zwei Shootings pro Monat. Ich mag Fashion aber wirklich sehr, wenn ich also irgendwann nicht mehr als Model arbeite, dann muss ich mich auf andere Art und Weise mit Mode umgeben – es ist meine Inspirationsquelle.
„Olivier Rousteing ist ein netter, liebenswerter, verrückter Typ. Wir haben viel zusammengearbeitet
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ALS KIND TANZTE ICH KLASSISCHES BALLETT und vor zwei Jahren habe ich das Training wieder aufgenommen. Ich habe zwei Lehrer – einen in Moskau und einen in Paris. Ich gehe auch ins Fitnessstudio, mache Pilates und Yoga. Ballett zu tanzen genieße ich sehr, aber bei den anderen Sachen muss ich mich mehr dazu überreden. Ich weiß, dass ich mich nach dem Training besser fühle, aber es ist schwer, mich selbst zu motivieren. Ich ernähre mich ungefähr zu 90 Prozent vegan oder vegetarisch und ich versuche, verarbeitete Nahrungsmittel zu vermeiden. Auf der anderen Seite kann ich jedoch auch um Mitternacht Pizza essen und danach ohne Probleme ins Bett gehen. Ich hätte kein schlechtes Gewissen.
BALMAIN IST FÜR MICH WIE FAMILIE. Während meiner ersten Fashion Week im Jahr 2007 oder 2008, als Christophe Decarnin das kreative Design inne hatte, ging ich zu einem Casting und sie ließen mich die Show eröffnen. Zu dieser Zeit liefen nur 20 Mädchen für die gesamte Show und sie waren die wirklich allerbesten Models, die ich mir vorstellen konnte – ich konnte es nicht glauben. Das verpasste meiner Karriere einen fantastischen Boost. Dann eröffnete ich für zwei weitere Saisons die Show und beendete sie danach für zwei. Olivier [Rousteing, der derzeitige Kreativdirektor des Hauses] ist ein netter, liebenswerter, verrückter Typ und wir haben viel zusammengearbeitet. Obwohl ich für niemanden sonst eine Show gelaufen bin, lief ich in den letzten Saisons weiterhin für Balmain.
DIE MODELBRANCHE HAT SICH SEIT MEINEN ANFÄNGEN STARK VERÄNDERT. Sie ist wie eine andere Welt, in der die sozialen Medien nun den Ton angeben. Jetzt werden die Mädchen aufgrund ihrer Instagram-Follower zum Casting eingeladen. Ich bin nicht sehr gut darin, mich auf diese Weise zu präsentieren, aber vor ein paar Jahren zwang mich meine Agentur dazu, [auf Social Media aktiv zu werden] und ich bin wirklich froh, denn jetzt ist es ein fester Bestandteil des Jobs. Aber ich bin nicht gut darin, etwas Persönliches über mich zu posten. Ich will nicht, dass all diese Leute, die ich nicht einmal kenne, sehen, was ich tue oder wo ich esse und wohin ich gehe.
Folgen Sie Anna auf Instagram @annaseleznevaofficial